"Küss mir das taube Gefühl von der Haut"
Gütersloh (sam). Also habe ich jetzt zwei Herzen... więc
teraz serca mam dwa". Mit ihrem deutsch-polnischen
Chansonprogramm ist das Kölner Ensemble "Margaux und die Banditen"
am Samstagabend im Café Mittendrin der Stadtbibliothek zu Gast
gewesen. Sie bescherten den betörten Zuschauern im Rahmen der Europäischen
Kulturwoche einen lyrischen Abend der ganz besonderen Art. Polen
und Chansons, das klingt zunächst einmal ungewöhnlich. Dabei gibt
es für Skepsis gar keinen Grund, und davon weiß Sängerin Margaux
Kier im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied zu singen. Schließlich
hat man in ihrem Geburtsland Polen eine viel längere
Chanson-Tradition als hierzulande, wo man erst mit Brecht und
Tucholsky auf den rechten Geschmack kam. Margaux, die geheimnisvolle
Frau im roten Kleid, erzählt viele Geschichten, und die meisten
haben kein Happyend. Aber es sind "Geschichten, die wir alle
kennen". Da ist es völlig egal, welcher Herkunft man ist. Und
auch wenn die teilweise auf polnisch gesungenen Chansons vorher für
das Publikum übersetzt werden, man hätte sie auch ohne Worte
verstehen können. So unmittelbar und greifbar sind alle Emotionen.
"Küss mir das taube Gefühl von der Haut". In den
Chansons von Tuwim, Osiecka, Brecht, Weill und anderen Künstlern
geht es um Romantik und Leidenschaft genauso wie um grausame
Einsamkeit. Aber letzten Endes doch immer nur um eines: die Liebe.
Ob gesungen, gesprochen oder gehaucht - Margaux ist an diesem Abend
die Frau schlechthin. Junges Mädchen, frivole Hure, hoffnungsvolle
Verliebte, sorglose Spielerin und unberechenbare Verrückte.
"Hypnotisiere mich" singt sie mädchenhaft naiv und hat
schon längst die Zuschauer in ihren Bann gezogen. Auch
Margaux`"Banditen" Florian Weber, Daniel Speer und Radek
Stawarz sind an dieser Verführung maßgeblich beteiligt. Verträumtes
Piano, gelassener Kontrabass und melancholisch-heisere Geige: Das
Publikum ließ sich nur zu gern einfangen von diesem funkelnden Netz
deutsch-polnischer Chanson-Juwelen. Am Ende war jeder berauscht von
der einzigartigen Stimme Margaux Kiers. Eine Piaf hätte es kaum
besser machen können.
(sam), Die Glocke, 16.11.04
Frivol und nachdenklich
Chansonabend mit Margaux und den
"Banditen"
von Jonas Hübner
Gütersloh. Zwei Herzen schlagen in ihrer Brust: Die
Chansonette Margaux Kier singt "alte und neue Geschichten über
die Liebe, die jeder von uns kennt" über Abschiede und
Endstationen der Sehnsucht - in Polen, wo sie geboren und
aufgewachsen ist, und in Deutschland, wo sie heute lebt. Mit ihrer
Band, den "Banditen" interpretierte sie am
vergangenen Samstag Klassiker des deutschen und polnischen Chansons
in der Stadtbibliothek. Unter dem faustisch anmutenden
Programmtitel "Also habe ich jetzt zwei Herzen..."
machte Margaux eine Liebeserklärung, der sie vor kleinem Publikum
polyglott und gefühlsstark gesanglichen Ausdruck verlieh. Die Frau
im roten, hochgeschlitzten Kleid wurde zu einer Wandlerin zwischen
den Welten: Dreißigjährige Reminiszenzen an das alte Polen der
spießigen Kollektivurlaube in der Provinz und der Wodkagetränkten
Dorffeste mischen sich mit Großstadt-Impressionen aus Deutschland
und dem neuen Polen. Vor der Kulisse der Gegenwart und der
Vergangenheit beider Länder stehen stets die Menschen, ihre
Leidenschaften, die Irrungen und Wirrungen, die aus ihnen erwachsen.
Margaux ist die enttäuschte Liebende des Brecht`schen
"Johnny", die abgebrühte Prostituierte, die es immer nur
für Geld gemacht hat, außer beim ersten Mal", sie ist die
Mutter, die ein polnisches Wiegenlied einstimmt, die Dorfverrückte,
die in dem Osiecka-Stück "Wariatka" barfuß die Nacht
durchtanzt. Jede dieser Rollen, die sensibel abgestimmt zwischen den
Stimmungspolen von wilder Frivolität und stiller Nachdenklichkeit
oszillieren, beherrschte Margaux perfekt und verstärkte die Wirkung
ihres emotionalen Gesanges noch durch eine expressive Mimik und
Gestik. Der Zwiespalt zwischen illusionsloser Resignation und der
Suche nach Augenblicken der Liebe wurde in ihrer Darbietung
authentisch geschlossen. So räckelte sie sich in einem Barhocker
als "Rinnsteinprinzessin, Gelegenheitsbraut" und bat
dennoch den Freier: "Küss mir das taube Gefühl von der
Haut"
In der mitreißenden zweisprachigen Inszenierung trat das
Instrumentaltrio der "Banditen" zuweilen ein wenig in den
Hintergrund, zeigte jedoch seine Stärken besonders in den
melancholisch gestimmten, balladesken Stücken: Die klagende aber
dezente Geigenmelodie im Hintergrund verwob sich mit kontemplativen
Pianoklängen von Florian Weber und dem puristisch akzentuierten, düsteren
Spiel von Daniel Speer am Kontrabass. 16.11.04
Nr.268, NW NN
Starke Frauen in Rot
Beeindruckender Abend mit Margaux Kier und die Banditen
DERNEBURG. "Küss mir das taube Gefühl von der Haut!"
Das enge rote Kleid, das aufgelöste Haar, der starre Blick. Die Bühne
des Glashauses in Derneburg wird zum Bild.
Und weitere Bilder zeichnet Margaux Kier in den Chansons ihres
polnisch-deutschen Programmes "Also habe ich jetzt zwei
Herzen" ("Wiec teraz serca mam dwa"). Es sind Bilder
von Frauen, wie man sie auf einer Reise zwischen Deutschland und
Polen erleben könnte. Es sind Bilder von starken Frauen. Margaux
Kier spielt und singt sie ergreifend. (...)
Das Programm ist geschickt gewählt und sorgfältig
ausgearbeitet. Zweisprachig inszeniert, ist es wie geschaffen für
das polnische Kulturfestival im Glashaus.
Hervorragend sind auch die "Banditen", Kiers
Begleitband. Sie bringen ausgereifte Arrangements von dezentem
Samba-Feeling bis zu lebensfrohem Swing-Jazz und wehmütigen
Balladen. Christoph Zukowski am Piano, David Plate an der Gitarre
und Daniel Speer am Kontrabass beweisen sich als erfahrene, gut
eingespielte Band. Das zeigt sich auch mit dem sensiblen Umgang mit
spannungsreichen stillen Passagen, die sie souverän meistern.
Margaux Kier und ihre "Banditen" schafften eine so
intensive Atmosphäre, dass die Polizei einfach Verständnis haben
muss, wenn man bei dem Rot einer Ampel lediglich an ihr rotes Kleid
und die Chansons zurückdenkt.
HILDESHEIMER ALLGEMEINE ZEITUNG SONNABEND, 13 MAI 2000
Chansons: "Das Leben ist ein Ball"
Das Kölner Ensemble Margaux und die Banditen gastieren im
Theater K
Aachen. Drei Musiker betreten die kleine Bühne, Klavier und
Kontrabass setzen ein. Es dauert eine Weile, bis sich die Sängerin
an der Bar sitzend bemerkbar macht: "Der Flug in die Stille
beginnt in uns selbst." Ganz in Rot gekleidet betritt sie die Bühne,
ihre Stimme ist klar, ihre Worte sind laut, sie erreichen jeden.
"Das Leben dauert wie ein Tanz, so lange. Das Leben ist ein
Ball. Lasst uns hingehen, ein zweites mal laden sie uns nicht
ein."
"Margaux und die Banditen" tun dies sehr wohl. Das Kölner
Ensemble um die Sängerin Margaux Kier gastiert zurzeit im Foyer
Rouge des Theater K (Bastei). In ihrem aktuellen Chansonprogramm
"Das Leben ist ein Ball" interpretieren sie polnische wie
deutsche Chanson-Perlen, die immer noch glänzen. Eigene Texte
sorgen zwischendurch für eine gelungene Mischung aus Alt und Neu,
vorgetragen voller Energie und Lebensfreude, der fröhliche
Gesichtsausdruck der charismatischen Sängerin mag selbst bei den
traurigsten Stücken nicht verschwinden. Dass die Dame
Schauspielerin ist, lässt sich nicht verbergen. Ihre Gestik ist
auffallend, erinnert mal an eine Marionette, mal an einen
Wirbelwind. Gegensätze wie sie das Leben vorgibt greift die Sängerin
auf und setzt sie durch Text, Gesang und Tanz meisterhaft um. Die
perfekte Unterstützung erhält sie dabei von ihren
"Banditen": Dietrich Thomas entlockt dem Klavier
wundervoll harmonischeTöne , während Radek Stawarz die Geige reden
lässt und Daniel Speer am Kontrabass das Zusammenspiel gekonnt mit
tiefen Tönen durchsetzt. Hier ist kein Chanson wie das andere, doch
greift jedes Geschichten auf, die das Leben schreibt; dies- und
jenseits der Grenze, die doch bloß in den Köpfen existiert. Geht
es nämlich um Liebe und Leben, macht es keinen Unterschied, wo ein
Mensch gerade lebt. Heute und morgen sind jeweils um 20 Uhr weiter
Vorstellungen.
Britta Kuck, Aachener Zeitung, 27.02.2004
Nur die Seele braucht mehr
Margaux und ihre Banditen im Werkstatt-Café
Um Frauen, Männer und die Palette ihrer erotischen Verwicklungen
ging es im Chansonabend "Margaux und die Banditen" am
Donnerstag im Werkstattcafé des Staatstheaters Darmstadt. Auf
Einladung des Deutschen Polen-Instituts präsentierte die Sängerin
und Schauspielerin Margaux Kier mit ihrer Begleitgruppe ein Programm
mit deutschen und polnischen Chansons. (...)
Greifbar wirklich war allemal die in Polen geborene Margaux Kier
mit ihrer wandlungsfähigen Stimme und einer Bühnenpräsenz
zwischen Kindfrau und Vamp, für deren Intensität das vollbesetzte
Werkstatt-CafŽ fast zu klein schien. (...) in dem mit Ganovenhüten
vorgetragenen Stück "Sing-Sing" blitzte etwas von Gefahr
auf, die der Name "die Banditen" versprach. Sehr schön im
übrigen die zwischen Blues und Jazz angelegten Soli von David Plate
auf der akustischen Gitarre.
Höhepunkt des Abends war "Wariatka - Die Verrückte",
eine gesungene und getanzte Liebeserklärung an Polen: "Wenn
schon ein Fest, dann richtig...", so der Wahlspruch der Tänzerin,
von der dieses Chanson erzählt.
Was man mitnimmt von diesem Abend ist nicht zuletzt das Wissen um
ein Lebensgefühl zwischen Melancholie und Lebenslust, das für das
sich entwickelnde gemeinsame Europa nur eine Bereicherung sein kann.
Mit der Präsentation von Margaux Kier und ihrer Gruppe ist dem
Polen-Institut ein Glücksgriff gelungen.
Reinhard Olschanski, DARMSTÄDTER ECHO, 28.04.2001
Theater am Sachsenring
Margaux und die Banditen
Ganz in der Tradition des klassischen Chansonvortrags bewegt sich
der Abend, den die in Polen geborene, in Köln lebende Sängerin und
Schauspielerin Margaux Kier nun im Theater am Sachsenring (unter der
Regie von Joe Knipp) herausgebracht hat...
Unter dem Titel "Also habe ich jetzt zwei Herzen" hat
sie polnische und deutsche "Klassiker" des Chansons ausgewählt
und gruppiert: Brecht und Mlynarski, Osiecka und Tucholski, Peer
Raben und Konieczny, Weill und Mikula. Und neue Chansons von der
Autorin und Komponistin Inessa Barszczewska; Erzählungen vom
Stillestehen der Zeit, vom sehnsüchtigen Blick zurück ("Tomasz—w")
und von den Metamorphosen des Lebens, symbolisiert in Eis und
Wasser, Dampf und Regen.
Es sind gesungene Liebeserklärungen an Land und Leute, poetische
Miniaturen, authentisch vorgetragen... (...) Chris Zukowski, Daniel
Speer und David Plate (die sich "Die Banditen" nennen)
begleiten sensibel und hellwach an Piano, Kontrabass und Gitarre. (MiMe)
Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 109 - Donnerstag, 11.Mai 2000
Theater am Sachsenring
Kolonia, Premiera: 5 maj
(übersetzung O.Weintraub)
(...) dem schauspielerischen Können und der Subtilität Margaux
Kiers ist die Atmosphäre zu verdanken, die sie durch den mühelosen
und natürlichen übergang von Deutsch zu Polnisch und umgekehrt,
die gelungene Interpretation sowohl neuer als auch alter, sowohl
polnischer als auch deutscher bekannter Schlager und Lieder, zu
erzeugen wusste.
Sehr hilfreich waren dabei, die im Programm übersetzten Texte
aller Lieder : die der deutschen Lieder ins Polnische und die Texte
der polnischen Lieder ins Deutsche Ð dank derer sich niemand
aussenvor fühlte und die Interpretation der Texte von Tuwim ("Tomasz—w"),
Brecht ("Surabaya Johnny") oder Osiecka ("Sing
Sing") zu vollem Ausdruck kommen konnte. Margaux wurde
begleitet von den Banditen (Chris Zukowski Ð Piano, Daniel Speer Ð
Kontrabass und David Plate Ð Gitarre), die mühelos und mit viel
Charme mit jeder Stimmungsänderung der Schauspielerin schritt
hielten.
"Also habe ich jetzt zwei Herzen Ð Wiec teraz serca mam dwa"
Ð der aus einem der Lieder entnommene Titel dieses bewegenden
Programms, hat noch eine tiefere Bedeutung. Vielleicht hat die in
Polen geborene und in beiden Kulturen verwurzelte Margaux einen Pfad
durch den dichten Dschungel der Probleme gefunden, die die Suche
nach der eigenen Identität begleiten. Vielleicht ist es leichter
und besser "zwei Herzen" zu haben als ein zerissenes...
Katarzyna Weintraub, Samo Zycie, Mai 2000
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